2025 09 25 Ahrtal 3Eine Region mit bewegter Geschichte, atemberaubender Landschaft und aktuellen Herausforderungen im Wiederaufbau: Das Ahrtal. Nach der verheerenden Flutkatastrophe im Juli 2021 stehen hier Ingenieurskunst, Stadtentwicklung und Infrastrukturplanung sowie Idealismus und Heimatverbundenheit im Fokus. Gleichzeitig prägen steile Weinberge, malerische Orte und kulinarische Traditionen das Bild dieser besonderen Kulturlandschaft.

Die VSVI-Fachexkursion begann am 24. September 2025 in Potsdam. Gemeinsam mit unserem langjährigen Partner, der Günter Anger GmbH & Co. KG, begab sich die Gruppe mit 37 VSVI-Mitgliedern früh am Morgen auf den Weg ins Ahrtal. Die Rückkehr erfolgte am Samstag, den 27. September 2025, gegen 20:00 Uhr.

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Mittwoch 24.09.2025: Zwischenstopp in Bebra
Auf dem Weg ins Ahrtal besuchte die Exkursionsgruppe die KonzernLehrWerkstatt der STRABAG AG in Bebra. Der Ausbildungsleiter Herr Christian Weise führte uns durch die Unterkunftsgebäude und die Lehrwerkstätten. Anschaulich erläuterte er den Bildungsauftrag: gemeinsames wohnen und arbeiten. Azubis aus mehr als 25 Nationalitäten werden, dort ausgebildet und an das Leitbild des Baukonzerns vermittelt. Im Vordergrund der Ausbildung steht hier das gemeinschaftliche Arbeiten in den Bauabläufen, die Arbeitssicherheit und die Qualität der Bauausführung.

Der Technische Leiter für Großprojekte, Herr Steffen Makowski stellte uns anhand eines PowerPoint-Vortrages das Projekt SuedLink vor, welches die Energie von den Offshore Anlagen im Norden Deutschlands in den Süden nach Baden-Württemberg in Erdverlegung transportieren wird. Es ist eines der zentralen Infrastrukturvorhaben zur Energiewende in Deutschland. Die Fertigstellung ist für Ende 2028 geplant mit Kosten von ca. 6 Mrd €. Ein großes Danke an gilt den Herren Makowski und Herrn Weise für Ihre Zeit sowie die entgegengebrachte Gastfreundschaft.


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Donnerstag 25.09.2025: Wiederaufbau der klassifizierten Straßen und Bauwerke nach der Flut, Planung und Baustellen hautnah
Der Tag begann mit einem Einführungsvortrag zur Flutkatastrophe und den Schäden an der klassifizierten Straßeninfrastrukturdurch Herrn Stefan Schmitt, Leiter des Projektbüros Wiederaufbau Ahrtal vom Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz und Frau Silke Rothenberger, zuständig für die Radverkehrsplanung Ahrtal vom Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz. Betroffen sind ca. 70 km Bundes-, Landes und Kreisstraßen, ca. 100 Brücken, ca. 20 km Stützwände und ca. 70 km Radwege incl. Brücken:  Das Ahrtal = eine große Baustelle, ganz viele Akteure.

Wir erhielten einen umfassenden Einblick in die Planung des Wiederaufbaus, den Unwägbarkeiten der Schadensbeurteilung und dem Aufwand der Abstimmungen. Wir können nur sagen: große Hochachtung für die Fachkompetenz und das Engagement der Fachkolleginnen und Fachkollegen vor Ort.

Im Anschluss folgte eine umfangreiche Exkursion zu den noch vielen Baustellen entlang der Ahr:
Sinzig: Wiederaufbau der Brücke B9 mit Kolkschutz, Umsetzung der Ahr-Aufweitung und Gewässerwiederherstellung
Heimersheim/Lohrsdorf: Engstelle Ahr, Verkehrskonzept B266, Stützwand Ahrtalbahn
Altenahr: Halt am Engelsleytunnel mit Spaziergang entlang der „Tunnelstraße“ (600 m Schotterweg) vorbei an Viadukt, Tunneln, Brücken und Stützwänden
Ahrbrück und Rech: Planung Neubau Brücke K29, Erläuterungen zu weiteren Bauabschnitten, Besichtigung der Nepomukbrücke und Ortsdurchfahrt mit Fokus auf Straßenplanung, Radwegeführung und Hochwasserschutz
Marienthal: Blick vom Weinberg auf den Ahr-Radweg sowie die Bauabschnitte B267 mit mehreren Brücken

Vielen Dank an Herrn Schmitt und Frau Rothenberger für ihre kompetenten Ausführungen und die Zeit der Begleitung. Herzliche Grüße an die Mitarbeitenden des Projektbüros Wiederaufbau Ahrtal.

Zum Abschluss dieses intensiven und auch emotionalen Tages kehrten wir zu einem gemeinsamen Abend in der Winzergenossenschaft Mayschoß ein – der ältesten ihrer Art weltweit. In der Vinothek Walporzheim standen Weinverkostung, Abendessen auf dem Programm.

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Freitag 26.09.2025: Bad Neuenahr- Ahrweiler im Wiederaufbau
Unter fachkundiger Einführung von Herrn Reinhold Goisser, Leiter Tiefbau der Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft GmbH der Stadt Bad Neuenahr- Ahrweiler und Herrn Maximilian Krainich, Referent der Geschäftsleitung standen die kommunalen Wiederaufbauprojekten im Fokus. Nach kurzen Ausführungen in den Räumen der Gesellschaft mit ca. 60 Mitarbeitenden, davon neun in der Tiefbauabteilung besichtigten wir die Wiederaufbaustätten in beiden Stadtgebieten:

  • Baustellen in der Innenstadt (Kanalbau mit Flüssigboden, klimaangepasster Straßenbau, Stadtentwässerung mit „Schwammstadt“-Elementen und Bäumen)
  • Wettbewerb „Brückenschlag“ und Planungen zur Kurgarten- und Casinobrücke
  • Gewässerwiederherstellung sowie Hochwasserschutzmaßnahmen
  • Verkehrsplanung in der Lindenstraße
  • technische Einblicke zu Wasserleitungs- und Abwasserdükern, Kampfmittelerkundung sowie Baustellenarbeiten „unter Betrieb“

Für die städtischen Vorgaben stehen ca. 1,6 Mio € zur Verfügung.  Ein besonders Problem bei der Neuausrichtung und dem Wiederaufbau ist für die Kolleginnen und Kollegen, die Vorgaben der Förderrichtlinie Wideraufbau mit den Anforderungen für eine moderne und nachhaltige Infrastruktur in Einklang zu bringen.  

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Über die konkreten Maßnahmen hinaus erhielten wir einen guten Einblick in die dringenden Aufgaben der Kommune direkt nach der Katastrophe, die so vielfältig waren und wir nur mit größter Hochachtung zur Kenntnis nehmen konnten.

Vielen Dank an Herrn Goisser und Herrn Kranich und den Mitarbeitenden der AuEG für diese eindrucksvollen Ausführungen und ihr unermüdliches Engagement.

Der Freitagabend klang mit einem geselligen Besuch des Weinfestes in Dernau aus.

Samstag 27.09.2025: Auf der Rückreise eine kleine Stippvisite in Eisenach 
Zum Abschluss der Exkursion führten uns Herr Andreas Dietrich, Fachdienstleiter der Stadtplanung von Eisenach durch die Innenstadt an den Wirkungsstätten von Martin Luther und Sebastian Bach entlang und erläuterte auch den Umgang mit der Sanierung der städtischen Flächen.

Danach ging es, gestärkt mit einer Thüringer Bratwurst, voller Eindrücke und neuer Erkenntnisse auf die Rückreise nach Potsdam.

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Fazit
Auch die diesjährige Exkursion ins Ahrtal der Bezirksgruppe Potsdam war für alle Beteiligten eine beeindruckende und lehrreiche Erfahrung. Besonders eindrücklich zeigte sich, wie komplex die infrastrukturellen Herausforderungen des Wiederaufbaus sind – immer unter dem Druck von Zeit, Kosten und zugleich den berechtigten Anforderungen der Bevölkerung. Die emotionalen Eindrücke gingen den Teilnehmenden, auch vier Jahre nach der Katastrophe und vielen Erfolgen des Wiederaufbaus, doch noch sehr nah.

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Ein herzlicher Dank gilt allen Beteiligten für ihre engagierten Beiträge sowie den Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihr großes Interesse und Anteilnahme sowie natürlich fachlich sehr hochklassigen Führungen.

Unser besonderer Dank aber gilt unserem Vorstandsmitglied der Bezirksgruppe Potsdam, Petra Niehoff, die uns wieder so eine tolle Fachexkursion vorbereit und organisiert hat und auch das Gesellige einer Vereinsfahrt nicht vernachlässigt hat - vielen herzlichen Dank, liebe Petra!

Und selbstversändlich bedanken wir uns bei unserem erfahrenen Exkursionsbusfahrer Andre, der uns sicher, zuverlässig und unfallfrei zu allen Besichtigungsorten sowie auf Hin- und Rückfahrt gefahren und begleitet hat.

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